Kann ich mir Bio leisten?

Deutsche geben deutlich weniger  Geld für Ihre Lebensmittel aus als andere europäische Staaten – selbst Menschen mit hohem Einkommen kaufen heute beim Discounter ein und glauben, damit gute Qualität zu günstigen Preisen zu bekommen. Nun ist nicht alles gleich schlecht, was man dort einkaufen kann, allerdings zahlt meistens jemand den wahren Preis: die Umwelt, die Tiere, die Verkäufer*innen oder die Händler. Außer bei wenigen Ausnahmen geht fairer Einkauf anders!

 

Nun ist es richtig, dass der Aufpreis für Bio-Produkte zwischen 40 und 50 Prozent liegt, bei Fleisch kann dieser noch höher liegen. Aber betrachtet man die Zahlen genau, wird man feststellen, dass „Bio-Haushalte“ dann doch nicht so viel mehr ausgeben und vor allen Dingen weniger wegwerfen. Denn da die Preise höher sind, werden meist Lebensmittel nicht einfach so "nebenher" gekauft, da sie billig oder nur in großen Verpackungseinheiten zu kaufen sind. In der Folge wird auch weniger weggeworfen.

 

Der Preisverfall bei Lebensmitteln kommt nicht von ungefähr und geht meistens auf Kosten der Bauern, die einem enormen Druck bei der Rationalisierung und somit mit der Mechanisierung und dem Einsatz von Chemie während der Produktion ausgesetzt sind. Kleine und mittlere Höfe findet man kaum noch, weil sie sich nicht rechnen. Großbetriebe haben Konjunktur.

 

Aber der Lebensmittelsektor ist unter extremem Preisdruck. Rohstoffe müssen billig eingekauft werden – auch dies natürlich auf dem Rücken der Zulieferer. Dies ermöglicht Kinderarbeit, niedrige Löhne und ein Wettbewerb, der mit fair und gesund nichts zu tun hat. Man denke hier an aktuelle Beispiele wie zum Beispiel die Textilindustrie (Bangladesh) oder Palmöl (Indonesien), die auf extreme Weise für Aufmerksamkeit sorgen.

 

Als Konsequenz gibt es immer wieder Skandale: Schweinepest, Hormoneinsatz in der Tierhaltung, Qualen der Tiere durch Massentierhaltung, BSE, Salmonellen und so weiter. Aber auch die Umwelt leidet: Wasser ist belastet mit Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten, die nur schwer zu filtern sind. Der Steuerzahler muss hier wieder einspringen. Daher ist der Preis, den man für Bio bezahlt, vielleicht niedriger als wir gemeinhin denken.

 

Daher unser Appell: die ökologische Landwirtschaft steht im Einklang mit Mensch, Umwelt und Tier und verbraucht wesentlich weniger Energie und weniger Dünger als die konventionelle. Bio Höfe arbeiten nicht in der Masse, daher ist der Aufwand natürlich größer und die Einkünfte geringer. Daher ist auch nicht zu erwarten, dass Öko-Produkte so billig sind wie konventionell hergestellte. Aber je mehr sich diese Art von Landwirtschaft (mit oder ohne Tierhaltung) etabliert, je besser die Vermarktungsschienen funktionieren, umso mehr Menschen diese Produkte kaufen: durch einen erhöhten Konsum von Öko-Produkten würden die Preise natürlich fallen können.

 

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum viele Konsumenten – außer dem höheren Preis – die Produkte nicht kaufen:

  • Mangelnde Verfügbarkeit (vor allen Dingen in ländlichen Räumen, wo es keine Biobauern oder entsprechende Angebote gibt)
  • Viele glauben, dass Bioprodukte keine wirklichen Bioprodukte sind (daher ist die Kenntnis der Bio-Siegel ein wichtiger Punkt, die regionale Nähe wichtig)
  • Billige Lebensmittel werden als Fortschritt angesehen und Deutschland hat generell eine gewisse „Schnäppchenmentalität“
  • Die Wertschätzung von Nahrungsmitteln ist nicht unbedingt gegeben
  • Die Umwelt und die sozialen Aspekte spielen keine Rolle oder ein Zusammenhang wird nicht hergestellt.

Um dies zu ändern betreiben wir diese Seite. Etwas nicht zu wissen, was von Bedeutung für uns alle ist, kann somit schon einmal von der Liste gestrichen werden. Der Rest ist eine Frage der Haltung und Einstellung zum Thema!

 

 

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